
Das neue Semester beginnt, und Corona stellt auch uns Studenten vor eine ganz besondere Herausforderung. Gerade in so einem Online Semester ist es wichtig, gute Lernstrategien zu haben und so auch von Zuhause motiviert und strukturiert ins neue Semester zu starten.
Vorab möchte ich aber einmal betonen, dass es verschiedene Lerntypen gibt. Nicht jeder kann mit denselben Strategien gleich erfolgreich sein. Deshalb ist es so wichtig, dass du dich mit diesem Thema beschäftigst und für dich herausfindest, mit welchen Strategien du am erfolgreichsten lernen kannst. Im Folgenden möchte ich dir meine Lernstrategien vorstellen und dich ermutigen, vielleicht das eine oder andere mal auszuprobieren.
- Zeitmanagement
Das A und O eines erfolgreichen Online Semesters ist ein gutes Zeitmanagement. Für mich ist Google Calendar das sinnvollste Tool, für dich kann das aber auch ein analoger Kalender oder eine andere App sein. Hier plane ich jeden Uni-Tag am Abend davor. Ich habe dort eingetragen, welche Vorlesungen und Seminare wann stattfinden und auch für meine Nachbereitungszeit blocke ich entsprechende Zeitblöcke. Ich weiß, dass ich morgens am effektivsten arbeite und halte mir diese Zeit frei für die Uni. Andere to-dos, die weniger Aufmerksamkeit erfordern, fallen dann bewusst in den Nachmittag. So stelle ich sicher, dass ich meine Zeit möglichst sinnvoll einteile.
Meine unterschiedlichen Lebensbereiche kennzeichne ich mit verschiedenen Farben. So kann ich direkt sehen, mit was ich die meiste Zeit verbringe und was evtl. gerade zu kurz kommt. Wichtig ist es natürlich auch, seinen Plan mit Pausen und schönen Dingen zu füllen. Denn das Ziel ist es nicht, mehr zu lernen, sondern effektiver.
2. Spaced Repetition mit Karteikarten
Nach jeder Vorlesung erstelle ich Karteikarten, die die wichtigsten Inhalte abfragen. Dabei gibt es zwei Kriterien: Entweder ich denke, dass der Inhalt in der Klausur abgefragt werden könnte und/oder ich denke der Inhalt ist für mein späteres (Berufs-) Leben so relevant, dass es sich lohnt, diesen zu lernen. Bei der Erstellung achte ich darauf, die Fragen möglichst präzise zu formulieren und die Antwort in Stichpunkten möglichst kurz zu halten. Ist die Antwort lang und umständlich, hat man in der Regel keine Lust, sich diese überhaupt durchzulesen.
Spaced Repetition bezieht sich auf die Zeitabstände zwischen den Wiederholungen. Diese sollten kürzer sein für schwierigere Karteikarten und länger für leichte. Dafür ist es wichtig, dass du früh genug anfängst, diese zu lernen. Damit kann man dem Bulimie-Lernen, bei dem alles direkt nach der Klausur wieder vergisst, vorbeugen, da die Inhalte auch in deinem Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Ein Tool, das dir dabei helfen, die richtigen Zeitabstände einzuhalten und unnötiges Wiederholen von bereits Gelerntem zu vermeiden, ist Anki. Meine Lernstrategie besteht vor allem darin, etwa 2 Monate vor den ersten Prüfungen, jeden Morgen etwa 20 min die Karteikarten durchzugehen, die Anki mir vorschlägt.
3. Mnemotechniken
Mnemotechniken sind Strategien, die einem Helfen, Inhalte auswendig zu lernen und diese langfristig zu behalten. Dabei sind meine Lieblingsstrategien die klassischen Eselsbrücken, die Loci-Methode und der Gedächtnispalast. Eselsbrücken sind denke ich mal jedem ein Begriff: Muss man sich bspw. 7 Aspekte merken, kann man versuchen, mit deren Anfangsbuchstaben ein neues Wort oder einen Satz zu bilden. Diesen kann man sich leichter merken und dann von den einzelnen Buchstaben wieder auf die eigentlichen Aspekte schließen.
Eine andere Möglichkeit ist die Loci-Methode. Loci bedeutet Weg, und die Technik besteht darin, sich einen bekannten Weg zu überlegen und auf diesem Weg die Aspekten verschiedenen Punkten zuzuordnen. Also Beispiel eignet sich der Weg zum Supermarkt. Der erste Aspekt wird so mit der eigenen Haustür verknüpft, der zweite mit der Bushaltestelle gegenüber, der dritte mit der ersten Kreuzung, usw.. Eine Erweiterung dieser Methode ist der Gedächtnispalast. Hier verknüpft man die Aspekte mit einem Ort, bspw. der Universität. Man kann aber auch Orte wie den eigenen Schreibtisch, die eigene Wohnung oder die der Freunde nehmen. Man begibt sich dann auf einen gedanklichen Rundgang und erinnert sich an jedem Ort an den dafür wichtigen Aspekt
4. Lernplan erstellen
Ein Lernplan ist für mich essentiell. Er hilft mir, meine Zeit gut einzuteilen, rechtzeitig anzufangen und während der Klausurenphase die Nerven zu behalten- jedenfalls meistens. Ich benutze dafür eine Kalendervorlage und trage mir etwa einen Monat vorher ein, welche Aufgaben, ich wann machen möchte. Dazu zählen bspw. das Erstellen meiner Lernblätter, das Durcharbeiten der Vorlesungen und das Lösen von Altklausuren.
Dabei ist es wichtig, sich drei Tage vor der eigentlichen Prüfung nichts mehr einzutragen. Hier hat man Puffer, falls man mit seinen Aufgaben nicht fertig wird oder man bspw. einmal krank wird.
5. Lern-Memos
Eine weitere Strategie, die ich gerne nutze sind Lern-Memos. Dabei suche ich mir ein etwas komplizierteres Thema oder manchmal auch eine ganze Vorlesung und versuche sie mir selbst zu erklären. Dabei darf ich auch auf meine Notizen schauen, denn in der Regel kann ich das Thema an diesem Punkt noch nicht auswendig.
Diesen Mini-Vortrag nehme ich mir dann als Voice Message auf meinem Handy auf und kann ihn mir jeder Zeit wieder anhören. Das mache ich bspw. wenn ich Auto fahre, mich abends fertig mache oder einen kleinen Spaziergang mache. Das sollte natürlich nicht die einzige Lernstrategie sein, mir hilft sie aber bei diesen besonders komplizierten Themen.
6. Altklausuren
Die beste und einfachste Art zu lernen, sind wohl Altklausuren. Falls euch diese von Professoren oder Fachschaft bereit gestellt werden, solltest du diese auf jeden Fall nutzen. Ich fange meist eine bis maximal zwei Wochen vor einer Klausur an, Altklausuren zu machen. Gerne stelle ich mir dabei auch einen Timer, um mich in eine reelle Klausursituation zu begeben. Zudem kann ich dann besser abschätzen, ob die Zeit eher knapp oder großzügig gegeben ist.
Falls es an deiner Uni oder für dein Fach keine Altklausuren gibt, kannst du auch auf anderen Plattformen wie bspw. Studydrive schauen, ob dort von anderen Studenten Altklausuren zu deinem Thema hochgeladen wurden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich einen Study Buddy zu suchen, mit dem du dich gegenseitig abfragen kannst.
7. Lernblätter
Die letzte Strategie, die ich dir vorstellen möchte, sind Lernblätter. Die kannst du dir in etwa so vorstellen wie Zusammenfassungen. Der Vorteil besteht aber darin, dass ich diese möglichst ansprechend gestalte mit vielen Zeichnungen und farbig, so dass ich mir diese gerne anschaue. Diese Lernblätter nutze ich dann auch zur Wiederholung kurz vor einer Klausur. Wichtig dabei ist für mich, dass ich die Inhalte nicht nur stumpf abschreibe, sondern mir auch wirklich Gedanken mache, wie ich was verknüpfen kann, ob ich vielleicht auch ein Schaubild oder etwas Ähnliches erstellen kann.
Es gibt viele verschiedene Lernstrategien und du musst herausfinden, was für dich funktioniert. Ich würde dir ganz klar, von passiven Strategien abraten, bei denen du lediglich zuhörst oder dir immer wieder die Skripte oder deine Zusammenfassungen durchliest. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass aktive Strategien wie die Spaced Repetition mithilfe der Karteikarten deutlich effektiver sind. Letztendlich ist es aber auch wichtig, dass du dich möglichst leicht zum Lernen motivieren kannst. Deswegen: Nutze die Methoden, die dir am meisten Spaß machen und für dich funktionieren. Dann bilde deine Lernroutine und bleib dabei!
Viel Erfolg, deine Sophie!